Die wahre Geschichte vom Kriwitzer Lachapfel Am 27. Mai 1992 wurden wir Mitglied in der Bäuerlichen Gesellschaft Nordwestdeutschlands. Der Hof mußte einen Namen haben. In den 2 gepachteten Apfelplantagen wuchsen ,neben vielen anderen alten Sorten, hauptsächlich diese gutaussehenden, stark duftenden, überwiegend mit roter Deckfarbe versehenen, gutschmeckenden Äpfel, die bei unserem Vorgänger, wie auch bei unserem Verpächter Herrn Gartzke, "Kriwitzer" hießen. Die Leute in unserem Dorf Kriwitz nannten den Apfel "Kriwitzer Marie" und schworen Stein und Bein, daß Ernst Lach, welcher diese Plantagen Mitte der 50er Jahre angelegt hatte, sie auch immer so genannt hätte. Man war der Meinung, daß Ernst Lach eine eigene Sorte gezüchtet hätte. Wohlmöglich eine Mischung aus Ingrid Marie, Gravensteiner und noch "irgendwat anners". Und der "olle" Hinrichs von der Baumschule aus Verßen (bei Uelzen), hätte ihm dabei geholfen. Ich fuhr dann, nachdem ich mich angemeldet und einen Termin vereinbahrt hatte, nach Uelzen, lud den, damals schon über 90jährigen, Gärtnermeister Hinrichs in mein Auto, um mit ihm die Plantagen zu begutachten. Dieses Treffen gestaltete sich äußerst schwierig, denn Herr Hinrichs war nicht nur alt und konnte schlecht gehen, sondern auch noch schwerhörig. Dieses so stark, dass von einem Gespräch kaum die Rede sein konnte. Aber er erinnerte sich noch an den alten Ernst Lach und war aber der Meinung, daß dieser ihm nur die Edelreiser für die zu pflanzenden Bäume geliefgert habe und er, mit seinen Angestellten, sie auf von ihm gelieferte Unterlagen geproft habe. Um welche Unterlage es sich handelte und wie der Name der Edelsorte war, wußte er nicht mehr. Ich war also so schlau, wie vorher, fühlte mich aber später auf dem Rückweg von Uelzen gut, hatte ich doch einem alten Herrn dazu verholfen, einen Teil seiner von ihm veredelten Bäume nach langer Zeit wieder zu sehen. Ein besonderer Tag war es allemal für ihn gewesen. Auf dieser Rückfahrt hatte ich dann die Idee den Ort "Kriwitz" und den alten "Lach" zu ehren, indem wir den Apfel, den "Kriwitzer Lachapfel" und unseren Hof "Hof Lachapfel" nennen. Meine Frau war einverstanden und seitdem gibt es den "Kriwitzer Lachachapfel". Viele (8-10) Jahre später war ich in 3 aufeinander folgenden Jahren bei Ausstellungen des Pomologenvereins, zeigte unsere "Lachäpfel" und fragte ganz unschuldig nach deren Namen. Jedesmal war es fast das gleiche Szenario : Ein älterer Herr dessen Name mir unbekannt ist, war sich sicher, daß es sich um einen Kriwitzer Lachapfel handeln würde. Ein junger Mann (Herr Banehr, damals Vorsitzender des Pomologenvereins), dem man nachsagte, daß er etwa 1000 Apfelsorten erkennen könne, behauptete, daß es sich 100%ig um einen Albrechtsapfel (auch Prinz Albrecht von Preussen genannt) handeln würde. Beide diskutierten jedesmal lange und auch heftig. Bei meinem 3. Besuch der Ausstellungen, war ein Apfelkenner aus Dreden dabei, dieser hatte anscheinend des Rätsels Lösung parat. Er sagte, der Albrechtsapfel sei eine Sorte, welche sehr stark auf den Boden, die klimatischen Bedingungen, eben auf den Standort reagiere. Und da unsere Äpfel tatsächlich immer besser aussehen, riechen, schmecken als andere Albrechtsäpfel: "nennt man ihn weiter Kriwitzer Lachapfel". Ich habe in Büchern nachgeschaut und deren Albrechtsapfel Sortenbeschreibungen mit unserem Apfel verglichen. Danach konnte ich keinen signifikanten Unterschied finden. Aber jedesmal, wenn ich, so auch im letzten Jahr wieder, Albrechtsäpfel auf Ausstellungen gesehen hatte, stellte ich fest, daß unsere intensiver in der Ausfärbung, im Geruch und (das konnte ich nur 2mal vergleichen) auch im Geschmack waren. Wir haben unsere Äpfel weiter veredelt und in die Nähe von ebenfalls gepflanzten Albrechtsapfel gepflanzt, sind uns aber immer noch nicht ganz sicher. Im letzten Jahr, anläßlich einer Besichtigung unserer Anlagen regte Herr Heller (vom Pomologenverein) an, beide Sorten auf einen Baum zu veredeln, um dann endlich Gewissheit zu haben. Wir haben also noch etwas zu tun und die misteriöse, spannende Geschichte vom Kriwitzer Lachapfel ist noch nicht zu Ende. Es gibt übrigens auch Baumschulen, die garnichts mit uns zu tun, aber den Kriwitzer Lachapfel im Angebot hatten. Dieses war z.B. im Jahre 1995 in der Nähe von Bremen der Fall. Wie es heute ist und zukünftig sein wird....wer weiß?